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Archäologische Radrundfahrt

 

Arch01.jpg (74633 Byte) Arch2.jpg (61303 Byte) Die Teilnehmer

Bei der archäologischen Radrundfahrt am 19. 10.2003 besuchten wir fünf Orte:

Nachführend Auszüge aus dem vom Winfried Lauber zur Verfügung gestelltem Material:

1. Wasserschloss Mariakirchen

Erste Nennung des Ortes St. Mariaekirchen im Jahre 1130 in Zuge einer Schenkung des Adelbert v. Kühbach an das Kloster Vornbach

"Der Herr Adelbero v. Chirchbach stiftet der hl. Maria zu seinem und all seiner Ahnen Seelenheil sein ganzes Besitztum, das er an dem Ort, der Boinacher genannt wird, aus der Hand des adeligen Mannes namens Udalrich von der Ortschaft Marienkirchen hatte. Zeugen dieses Rechtshandels sind: Wolfher v. Tegrenwage, Wint v. Tagmaresbach, Hartwig v. Ruite, Dietrich v. Ruerlisbach, Wernhardus v. Arnsdorf, Tuto v. Johanniskirchen, Ramprecht v. Chirbach, Ingram v. Talkheim, Pruno v. St. Marienkirchen, Sigibodo v. Sunnebach, Perthold v. Mitterhausen, Udalrich v. Utenhausen, Burchhard v. Stetten u. dessen Bruder Ramprecht, Adelram v. Screttendorf, Willihalm v. Petreskirchen, Rupertus v. Iugelbach".

Vom 12.-14. Jahrhundert tritt das Geschlecht derer v. St. Mariaekirchen auf. Im 14. Jahrhundert wechselt der Besitz an die Chamerauer. 1453 kaufen die Closen den Besitz. 1678 gehen Ort und Schloß an den Freiherren v. Pfetten. Ab 1848 ist die Hofmark im Besitz der Grafen v. Deym.

Das Wasserschloß in ihrer jetzigen Form dürfte im 16. Jahrh. entstanden sein, es besitzt zwar die baulichen Merkmale der Renaissance, das Umfeld und die Ausführung zeugt aber noch stark von einem Mittelalterlichen Hintergrund oder zumindest einer Anlehnung, an zur Zeit der Bauausführung noch bestehenden Mittelalterlichen Burgstrukturen . Die Aufteilung in Vorburg und Kernbereich ist auf dem Stich von Wening, erschienen 1723, noch erkennbar. Möglicherweise ist die heutige bauliche Substanz aus einer überbauten oder veränderten älteren Burg entstanden, wie sie auch auf einer Bildkarte des 16.Jahrhunderts erscheint (Plansammlung 10860 Hauptstaatsarchiv München). Die Anlagen der Wasserburg in Malgersdorf, Arnstorf, Afterhausen, Schernegg, Schönau, Gern und Wolfsegg, um nur einige zu nennen, dürften hier in einem gewissen "baulich -strukturellen" Konsens zu sehen sein.

2. Stolzberg

Burgstall ,,Stolzberg" in der ,,Kammerau" 1000 m nw Dellendorf.

Abgelegen im weiten Waldgebiet der Kammerau, liegt auf einem Geländevorsprung über einer feuchten Talsenke ein kleiner, aber stark gegliederter Burgstall in dichtem Nadelwald. Das Kernwerk besteht aus einem länglichen, steil geböschten Kegel mit einem entsprechenden, nach SW um 3 m abfallenden Plateau von 30 m Länge und 16 m Breite. Darauf finden sich zwei tiefe Eingrabungstrichter, aus denen offenbar der verhältnismäßig viele Ziegelschutt mit Dachpfannenbruchstücken stammt. Dieser Burgkegel ist von einem Grabensystem umgeben, dessen Sohlen zum Teil 5 bis 6 m unter dem Plateaurand liegen.

Von mittelalterlichen Burgen

Die ersten richtigen Burgen waren Turmhügelburgen (Motten, "La Motte") der Normannen in der Normandie die in der ebenen Fläche oder an Flussübergängen aufgewölbt wurden und dort Verkehrsknotenpunkte und Furten sicherten. Sie waren anfangs häufig rein militärisch und ohne Wirtschaftshof, während sie bei uns meist den Charakter eines Herrensitzes hatten. Bei den in der Ebene liegenden Anlagen waren die Umfassungsgräben meist durch die Einspeisung umliegender Bäche geflutet.

Zeitlich treten diese Anlagen im 11.Jahrh. in Nordfrankreich und Irland auf, etwa zur Mitte des 12.Jahrh. auch in unserer Gegend. Es gibt einige Nachweise auf Wasserburgen (Motten) im Kollbachtal (Malgersdorf, Mariakirchen und auch evtl. das Oberen Schlosse in Arnstorf). Häufig nutzte man aber im Tertiären Hügelland bestehende, steile Hangkanten oder Spornlagen um darauf ähnliche Burgen zu errichten. Diese Burgen waren die Herren- oder Ministerialensitze des Adels auf dem Land. Wer es sich leisten konnte ließ sich eine Anlage dieser Typen errichten.

Während sich eine Motte meist in Kernwerk und Vorburg gliedert, und auch als solche definierbar ist, ist die Zuordnung von Burgställen nicht immer einfach. Die Vorburg war meist von Graben und Palisade umgeben, in manchen Fällen nur von einer Palisade und lehnte sich eng an den Halsgraben des Kernwerks an. Die Vorburg diente in erster Linie als Wirtschaftshof der den Herrensitz versorgte. Sie war mit Ökonomiegebäuden sowie den Gesindewohnungen locker bebaut und ein Teil der Innenfläche wird wohl dem Gemüse- und Obstanbau gedient haben. Die Grundflächen der Vorburgen sind meist von unterschiedlicher Form, dem Kernwerk und dem Gelände angepaßt.

Im meist mehrgeschossigen Wohnturm auf dem Kernwerk lebte, zumindest zeitweise, die Herrenfamilie. Einige Kacheln, die als Lesefunde auf Turmhügeln und Burgställen auftauchen sprechen für eine Beheizung, zumindest eines Raumes innerhalb der Anlage. Auf den Anlagen finden sich meist auch die Reste höherwertiger Irdenware, qualitätsvoller Holzarbeiten (soweit erhalten) und manchmal auch die Reste von Schmuck oder Waffen. Hier nützte man natürliche Hangkanten und Spornlagen, um beim Bau Arbeit einzusparen und um ein besseres Fortifikationshindernis zu erzielen.
War der Turmplatz in seiner Basis nicht erhöht sondern durch das Ausheben eines umlaufenden Grabens vom umgebenden Gelände oder der Vorburg abgeschnitten, spricht man von einem Burgstall. Die dritte Variante der mittelalterlichen Befestigung war die meist durch Wall und Graben abgeschnittene Spornbefestigung, der ebenerdige Ansitz, der aber in der Regel etwas älter ist (evtl. Ungarnzeitlich).

Der Weg zu unserem Burgstall ist heute nicht mehr erkennbar, so dass man nur vermuten kann, wo Vorburg und Turmhügel betreten wurden. Wir können jedoch annehmen dass dies über Zugbrücken möglich war, wie sie auch auf dem etwa zeitlich nahen Teppich von Bayeux als Zugang zu Motten dargestellt sind.

Viele der Anlagen waren in Holz ausgeführt, es gibt aber auch Nachweise auf später in Stein ausgebaute Wohntürme (Ernegg bei Ering, die Lichtenburg b. Simbach/Inn, Piesenkofen LK Mühldorf (erhalten und zur Kapelle umgebaut) und die Guteneck bei Dummeldorf.
Viele, dieser doch großartigen Erdwerke mittelalterlichen Adelslebens haben sich in Wäldern und an exponierten Lagen (manchmal auch in Flußauen) erkennbar erhalten, der Großteil jedoch diente als Materialentnahmequelle, Erodierte oder wurde Eingeebnet und Überbaut. Im Umfeld des Kollbachtal gibt es heute nur noch die Erdwerke der Burgställe od. Turmhügel Schleeburg, Stolzberg, Döttenberg, Sillaching und Döttenau.

Die Reste der Burgställe in Eiselsdorf, Hainberg, Jägerndorf und vielen anderen Orten gingen unter im Strom der Zeit und mit der Veränderung der Lebensweise ihrer Burgherren zu Beginn der Neuzeit.

3. Sattlern - Ungarnzeitliches Refugium, Hallstattzeitlicher Grabhügel

Auf einem bewaldeten, nach SSW gerichteten Sporn des steilen n Kollbachtal-Hanges befindet sich eine Abschnittsbefestigung. Ihre Grundfläche bildet mit einer W-Seite von 160 m, einer N-Seite von 170 m und einer SO-Flanke von 200 m ein Dreieck. Ihr wesentlichstes Befestigungselement ist der nach N gerichtete Wall-Graben-Riegel im Bereich der heutigen Gemarkungsgrenze gegen Thanndorf, Der Wall dieses Riegels weist zwei Durchlässe auf und wird durch sie in drei Abschnitte geteilt. Zunächst beginnt der Wall im n Teil der w Hangkante als schwacher Randwall, biegt dann kräftig erhöht (Innenböschung 2 m H) nach ONO um und zieht nach 40 m zum ersten Durchlaß ein, einem Zangentor. Mit der gegenüberliegenden Torwange setzt der mittlere, etwa 100 m lange Wallabschnitt ein, Er ist niedriger und geringfügig nach außen gewölbt. 30 m hinter dem zweiten Durchlaß biegt das dritte, leicht nach innen versetzte Wallstück an der SO-Seite nach 5W um, und begleitet auf 60 m L die Hangkante als Randwall.

Der vorgelagerte Graben zieht vor dem Zangentor ebenfalls nach innen ein, und weist hier eine Erdbrücke auf. Sonst läuft er, auch vor dem zweiten Tor, ohne Unterbrechung durch, macht die Umbiegung des Walles am Hang mit, und endigt dort. Die Tiefe der Grabensohle beträgt zur Wallkrone bzw. zum äußeren Grabenrand, im w abfallenden Bereich 3 bis 4 bzw. 2 m, im weiteren Verlauf 2 bis 2,5 bzw. 1 bis 2 m. Anschließend an die beiden Wallabschlüsse schneiden zwei kleine, talartige Einkerbungen nach innen, und von hier an tritt an die Stelle des Walles, besonders im W, eine kräftige, gesteilte Randböschung, an deren Fuß nach einem schmalen Absatz talwärts eine weitere gesteilte Böschung anschließt, die im 5 und n Bereich sogar als z. T. untergliederter Damm in Erscheinung tritt. Auch am Ausläufer des ö ,Wallstückes ist ein derartiger, aber nur kurzes Damm- bzw. Wallstück vorgelagert. Ehemalige Kiesgruben an der S-Spitze und an der NW-Ecke der Anlage haben dort zu örtlich begrenzten Zerstörungen geführt.

Die Außenböschung des im N abriegelnden Grabens hat den s Fuß eines abgeflachten Grabhügels abgeschnitten, der bereits auf dem Gebiet der Gemeinde Thanndorf (Nr, 1) liegt.

Zur Geschichte der Ungarneinfälle

Um das Jahr 900 taucht der Ortsname Satalara zum ersten Mal Urkundlich auf. Zeitgleich begannen die Ungarneinfälle. Raubende Gruppen von Reiterkriegern suchten die südlichen Teile des deutschen Reiches heim. Ihrem, in unregelmäßigen Abständen wiederkehrenden Treiben Einhalt zu gebieten gelang nur unvollständig. An der Fischa wird der Ungarnkönig Cussal 901 von den Bayern geschlagen. 904 wird König Cussal mit seinem Gefolge von den Bayern ermordet. Bei Pressburg wird 907 dann aber der bayerische Heerbann fast vollständig vernichtet, Markgraf Luitpold fällt und Arnulf wird Herzog. Von 907 bis 937 fielen die Ungarn nur gelegentlich in Bayern ein da Arnulf einen vertraglichen Ausgleich mit den Ungarn zustande brachte. Sie verlegten ihre Beutezüge in andere Bereiche des Reiches, 908 Sachsen, 909 Schwaben, 910 Schwaben und Franken und 911 Franken und Thüringen. Während dieser Zeit streiften sie nur das bayerische Stammesgebiet. 912 konnten sie bei Wurmannsquick und 913 am Inn in Kämpfe verwickelt und geschlagen werden. Ihrer Taktik "Angreifen und Verschwinden" hatte der schwerfällige, Größtenteils unberittene bayerische Heerbann aber nichts Dauerhaftes entgegenzusetzen, auch an eine Verfolgung war nicht zu denken (sie konnten sich ca. 50 Meilen/Tag bewegen). So kam es in den 40er Jahren des 10. Jahrh. zu einem Erlass des König Otto d. I., nachdem feste Plätze und Burgen einzurichten waren (Ottonischer Burgenerlaß).

Es entstanden anscheinend zwei grundlegende Typen von Befestigungen die in ihrer Größe differierten:

Die einen beherbergten einzelne Adelsfamilien und ihr Klientel, waren relativ klein (20-50mØ) und meist an exponierten Stellen errichtet (Amberg b. Jägerndorf, Zanklberg b. Landau sowie südlich v. Roßbach).

Die anderen waren anscheinend geschützte Auffanglager in die sich die umgebende Bevölkerung im Bedarfsfalle zurückziehen konnte (Refugien). Diese größeren Anlagen wurden von bestehenden Kommunen unter der Aufsicht von Klostervorstehern, Ortsadeligen oder deren Ministerialen errichtet. Häufig richtete man abgegangene ältere Befestigungen wieder auf oder baute sie um. Durch diese Mischung von verschiedenen Befestigungsmerkmalen ergibt sich allerdings oft ein Datierungsproblem besagter Anlagen, wenn begleitende Funde fehlen. Die größeren Refugien erreichten oft eine Größe von mehreren Hektar, waren mit Graben-Wall Systemen (typisch Hanggraben) befestigt und in unzugängliche od. exponierte Geländebereiche integriert um die Gefahr von Reiterangriffen auf ein Minimum zu beschränken. Auf eine Belagerung dieser Anlagen konnten sich, die in Gruppen operierenden Reiterkrieger der Ungarn ohne entsprechende Rückendeckung und funktionierende Logistik wohl kaum einlassen.

943 schlug Berthold die Ungarn bei Krems a. d. Traun vernichtend, 949 wurden sie von Herzog Heinrich d. I. bei Laufen erneut besiegt und am 10.08.955 beendete ihre Niederlage auf dem Lechfeld ihre Raubzüge endgültig.

4. Reitberg (Gde. Arnstorf)

    Steinzeitliches Siedlungsareal, Hallstattzeitliche Befestigung (Herrenhof)

  Hallstattzeitlicher Herrenhof auf dem "Reitberg" 1000 m nw Kohlstorf .
  Nachweis: 1986  LfD -Luftbild und Oberflächenfunde

Hallstattzeitliche Lesefunde von der westlichen Oberfläche des Reitberg, sowie Neolithische und La Téne zeitliche Keramik im Mittelteil weisen den Reitberg als gerne besuchten Siedlungsplatz der Vor u. Frühgeschichte aus. Auf der nach Südwesten abfallenden Spornzunge fanden sich ein Feuersteingerät, das in Form und Ausführung seine zeitlichen Vergleiche wohl eher in der älteren Steinzeit sucht.

Mehrfach konnte qualitätsvolle Keramik (HA C/D)aufgelesen werden, die deutlich von der Masse der üblichen Vorgeschichtlichen Haushalts und Gebrauchsware differiert. Die der Hallstattbesiedlung zuzuordnende Keramik streut vor allem im westlichen Bereich der Hochfläche, begleitend zu ansprechbaren Grubenkomplexen. Auf dem Luftbild schneidet ein Graben die Hochfläche in diesem Bereich ab, die Hallstattkeramik liegt innerhalb. Eventuell korrespondieren Funde und Befestigung.

Etwa in der Mitte der Spornlage fanden sich mehrfach Silex und dem Mittelneolithikum zuordenbare Keramik, auch ein Mahlstein sowie ein Steinbeilbruchstück dürften dieser Zeit zuzuordnen sein. Ebenfalls aus diesem Bereich stammt ein Bruchstück einer spätlaténezeitlichen bauchigen Flasche. Gegenüber auf der anderen Talseite fanden sich Graphitierte- und Graphittonkeramik sowie Kammstrich verzierte Keramik der La Téne Zeit. Eine Korrespondenz zu den Viereckschanzen von Wiedmais liegt ebenfalls nahe

Eine vor mehreren Jahren aufgelesene Scherbe des 10.Jahrhunderts mit Wellenbandverzierung deutet auf eine Begehung des Ortes zur Zeit des Mittelalters. Möglicherweise sind die am südlichen Hang entlanglaufenden Hanggräben, der steile, nördliche Hangabbruch und der Grabenansatz im Bereich des südöstlichen Hohlweges, der vor 20 Jahren noch weiter in die Fläche reichte, als Reste einer größeren Befestigung aus der Zeit der Ungarneinfälle zu sehen.

Wiedmais - 3 keltische Viereckschanzen

Wiedmais II  - Keltische Viereckschanze des 2. und 1. vorchristlichen Jahrhunderts

Mit ca.14400qm die drittgrößte Viereckschanze Bayerns.

weitere Infos und Bilder zu Wiedmais II als  PDF-Dokument (94kB).

WIEDMAIS-2.pdf